Das blaue Wasser-Wunder

Humanity Care schickt Wasseraufbereitungsgeräte vom FMO nach Pakistan

 

GREVEN. Paul ist genügsam und bescheiden, er ist klein, wiegt etwa 22 Kilo,  ist leicht zu händeln und knallblau. Paul ist ein Lebensretter.

Denn Paul ist die Abkürzung für Portable Aqua Unit for Lifesaving. Er ist also ein tragbares Gerät zur Wasseraufbereitung in Krisenoder Katastrophengebieten. Gestern wurde er zusammen mit vier weiteren Pauls auf dem FMO verpackt, damit sie nächste Woche nach Pakistan geflogen werden können. Folker Flasse, Präsident der Humanity Care Stiftung Münster, ist begeistert von den kleinen blauen Wundern, die er und seine Stiftung in die durch Flutkatastrophen gebeutelten pakistanische Dörfer bringen werden und schon gebracht haben. „166 Geräte sind im Einsatz“, sagt er. Jedes Gerät kann 1200 Liter sauberes Wasser innerhalb von 24 Stunden produzieren, das reicht für etwa 400 Menschen.

 

Probetrinken vor Ort

Die Technik ist so genial wie einfach. „Wir brauchen keinen Strom, keinen Generator, keine Chemie, sondern einfach nur die Schwerkraft“, so Flasse. Denn Paul filtert mit einem Membranfilter im Nanobereich Bakterien und Krankheitserreger aus jedem Schmutzwasser. Entwickelt wurde Paul an der Universität Kassel. Er ist so konstruiert, dass er wie ein Rucksack getragen werden kann, was in den oft unzugänglichen Bergdörfern in Pakistan von Vorteil sein kann. „Wenn wir wieder einen unserer Pauls übergeben“, so Flasse, der mit seiner Stiftung für ungefähr 250 Dörfer zuständig ist, „dann machen wir immer eine Art Probetrinken.“ Flasse verteilt Pappbecher an die Einheimischen und nimmt den ersten Schluck aus dem blauen Plastikkasten. Danach sei das Vertrauen der Dorfbewohner in die seltsame Erfindung aus Deutschland da, schmunzelt er. „Und dann stoßen wir mit dem sauberen Wasser an.“

 

Noch kein Ausfall

Die Bedienung ist denkbar einfach: Oben schüttet man mit Eimern oder durch einen Schlauch Schmutzwasser aus Brunnen, Flüssen oder Seen ein – unten kommt es sauber gefiltert wieder heraus. Paul wird meistens im Zentrum eines Dorfes oder neben einer Moschee aufgebaut, damit jeder Dorfbewohner ihn nutzen kann. „In den vergangenen zweieinhalb Jahren, in denen die Geräte im Einsatz sind, gab es noch keinen Ausfall.“ Und: „In den Dörfern, in denen es jetzt das saubere Wasser gibt, kommen Krankheiten wie Cholera, Hepatitis oder Typhus nicht mehr vor.“ Die Kosten für die AufbereitungsBox, die ein bisschen wie ein Stehpult aussieht, sind durchaus im Rahmen. 1200 Euro koste das Gerät inklusive Transport, überschlägt Flasse.
Die innovative Technik interessierte jetzt auch das Fernsehen. Ein Team des Hessischen Rundfunks drehte gestern einen Beitrag über den so genannten Waterbackpack (Wasserrucksack) und filmte auch beim Verladen auf dem FMO. Paul, das blaue Wunder, wird also auch noch ein kleiner Filmstar. Sendetermin: 2. Dezember, „W wie Wissen“, ARD. kaj